
Man stelle sich eine Zeit vor, in der es keine Fertigproduktes, keine Tiefkühlkost, keine Kalorienzählerei, keine Ahnung von Zusatzstoffen, keine bekannten Lebensmittelallergien und keine Vegetarier oder Veganer gab. Dafür hatten die Hausfrauen aber viel mehr Zeit für das tägliche Kochen. Das Ergebnis war eine reichhaltige Kulinarik ohne großen Schnick Schnack.
Gaumen Graus oder Gaumen Schmaus?
Das Essen aus den 70ern war und ist für den Einen der Horrors, die Anderen vermissen das gute selbst gekochte Essen aus der Vergangenheit. Stundenlang standen Mütter und Omas früher in der Küche und brutzelten den ganzen Tag. Auf Kalorien oder Inhaltsstoffe wurde nicht besonders geachtet. Vielmehr bestimmten Verfügbarkeit und Haushaltsgeld die Menügestaltung. Fleisch gab es natürlich nicht an allen Tagen. Bei vielen sogar nur sonntags. Klassiker waren Suppen, Eintöpfe, später auch Aufläufe. Die regionalen Unterschiede waren viel größer als heute. Einerseits wurden Rezepte von Generation zu nächsten übergeben, andrerseits gab es manche Produkte nur schwierig in anderen Bundesländern. Vom Ausland einmal ganz zu schweigen. Wer kannte schon eine Mango oder Sojasprossen.
Internationale Gerichte wie Pizza, Burger oder Souvlaki kamen erst durch ausländische Restaurant ins Gerede. Und NEIN, Toast Hawaii wurde nicht auf einer Tropeninsel erfunden. Klassisch Deutsch war halt ein Stück Fleisch, Sauce, Kartoffeln und heimisches Gemüse.
Damals wurden Rezepte sorgsam per Hand aufgeschrieben, getauscht und ausprobiert. Gesammelt wurden solche Werke in Ordner oder Rezeptboxen. Und wenn ein neues Rezept gelang und es der gesamten Familie geschmeckt hat waren alle zufrieden und Mutti konnte es in ihr Repertoire aufnehmen.
Übrigens gab es damals keine Extrawürste. Es wurde gegessen was auf den Tisch kam und mochte man es als Kind nicht, ging man halt ohne Sättigung ins Bett.
Buffetklassiker aus den 70er Jahren
Kalte Buffets wurden auch zu Hause immer beliebter. Man konnte diese schön vorbereiten und konnte auch als Hausfrau besser bei Partys und Festen kräftig mitfeiern. Auch merkte man schnell, dass ein Schinkenröllchen oder ein gefülltes Hühnerei keine besonderen Kochkünste bedarf. Auch Salate wurden ja mehr oder weniger "nur" zusammengemischt. Die Mayonnaise (heute schreibt man ja eher Majonäse) war der stille Held aller Buffets. Gab ja kaum einen Salat der damit nicht zugekleistert wurde. Auch zu Dekorationszwecken war so ein Kleks Majo mit einem Blättchen krauser Petersilie nie verkehrt.
Lieblingssalat meiner Mutter
Dose Erbsen und Möhren
Dose Anasstücke
Dose Champignons
Dose Thunfisch
15 Löffel Mayo
Salz aus dem Streuer
Alles mischen, Müll rausbringen, 5 Minuten alles fertig. Dazu Weißbrotscheiben aus dem Toaster. Abendessen steht.
Nachtisch
oder wie man heute eher sagen würde: Dessert. Auch diese süßen Kreationen gehören im Haushalt eher der Vergangenheit an. Zwei, dreimal die Woche wurden wir kulinarisch mit einem Nachtisch verwöhnt. Am Sonntag gab es ab und zu sogar mal ein Eis. Ein oder zwei Kugeln. Und wenn Mutti gut gelaunt war teilte Sie zusätzlich ihre zweite Kugel mit Ihren Kindern. Ein Festtag. An den anderen Tagen gab es eher Obst aus der Dose oder die geliebte grüne Götterspeise- auch Wackelpudding genannt. Selbstgekochter Vanille- oder Schokopudding begrüßte mich manchmal auch direkt nach der Schule. Dieser stand nämlich zum Auskühlen und zum Hautbilden auf der Fensterbank.
Kommentar schreiben
Sarah V (Montag, 03 Januar 2022 09:57)
Falscher Hase? Hackbraten mit Ei? Sieht komisch aus
Marion (Dienstag, 11 Januar 2022 13:10)
Mmm sieht fast alles läcker aus. Gefüllte Eier esse ich heute noch gern!
Vivien (Sonntag, 27 November 2022 00:12)
Schlimme kulinarische Zeiten. OHNE SINN UND VERSTAND.
Dagmar Kiontke (Mittwoch, 22 März 2023 16:51)
Kann mich noch erinnern, als in den 60ern einige Lokale Pizza anboten. Was heute selbstverständlich ist, daran mußten sich die Menschen damals erst noch gewöhnen. Man bestellte doch eher Schnitzel oder Rumpsteak.