MUSIK HÖREN

Essen und kalte Buffets 70er Jahre

Jetzt schaut Euch mal diese Geräten auf den Bildern an. Schön und erhaben waren Tonbandgerät, Stereoanlage  und riesige Musikboxen. Neben dem Fernseher der stilistische Mittelpunkt jedes Wohnzimmers. Daneben eine Reihe Schallplatten, Tonbänder, Musikkassetten und später Videohüllen. Im besten Fall wohl geordnet und sortiert. Das hatte schon etwas sinnliches. Und heute? Handy, Flachbildschirm und Soundbar. Praktisch, hochwertig, einfach, aber auch Seelenlos.



So fing die Leidenschaft für Musik bei mir an

Auch meine Eltern hatten diese klassische Wohnwand aus Eiche rustikal. Gefüllt mit viel Deko, einer Hausbar, Platz für Tischdecken, aber auch ein Tonbandgerät, einer Grundig Kompaktstereoanlage und zwei Musikboxen aus Holz. Das Wort Stereoanlage stand für Schallplattenspieler, Kassettenrekorder und Radiogerät in Stereoqualität (also zwei Boxen, aus denen unterschiedliche Töne kommen konnten). Die Qualität war für damalige Verhältnisse OK. Mit einem heutigen Sounderlebnis kann man es natürlich nicht vergleichen. Daneben stand das alte Tonbandgerät meines Vaters und ca 50 Schallplatten, die nur mit allergrößter Vorsicht abgespielt werden durften.

Die erste Musik kannte ich allerdings eher aus dem Fernseher. Damals gab es bei uns zwei gesendete Musiksendungen. "Disco" mit Ilja Richter und die Hitparade mit Dieter Thomas Heck. Zur damaligen Zeit war ich noch nicht mal 10 Jahre und so gefielen mir manche Schlager genauso wie manche Rockgruppen. Gut fand ich Boney M, Abba, Dschingis Khan, aber auch so manche alte Rocken Roll Scheibe meiner Eltern. Alles doch mehr Mainstream und richtig wusste ich aber nicht genau was mir gefällt.


Von Kassette zur Platte oder umgekehrt

Das änderte sich schlagartig mit der "Neuen Deutschen Welle". Da merkte ich auch zum ersten Mal, dass Musik laut gehört werden musste. Die perfekte Musik für pubertierende Teenager.

Ich fing an meine ersten Kassetten im Wohnzimmer aufzunehmen. Ich entdeckte die ersten Musikradiosendungen. Bei uns im Westen waren das im WDR "Mal Sondocks Hitparade" und "Schlagerralley". Mein Horizont erweiterte sich um Rock und Pop. Leider gab es immer ein Problem. Die Moderatoren quatschten immer in die Musik. Natürlich wollte keine Plattenfirma niemand diese Aufnahmen von Musik. Die Konsumenten sollten Platten und Kassetten kaufen. Nicht mit mir, Für Platten hatte ich damals noch kein Geld. Ich nahm also die komplette Musiksendung auf Tonband auf und überspielte dann meine Lieblingsstücke auf Kassette. Das hatte wenigstens den Vorteil, dass man die Stücke elegant ein und ausblenden konnte. Nicht perfekt, weil die Qualität auch litt, aber wenigsten war das blöde Gequatsche raus. Die Kassetten konnte ich nun auf meinem ITT Kassettenrekorder im Kinderzimmer hören. 

Verbessert wurde die Situation nach meiner Konfirmation. Ich hatte jetzt ein wenig Geld um mir endlich meine erste erste Stereoanlage selbst zu kaufen. Nix besonderes, aber ich musste für Aufnahmen nicht mehr im Wohnzimmer sitzen.

 

 

Jetzt kaufte ich mir auch meine erste Platte. Duran Duran- The wild boys". Den Song kannte ich aus der neuen Musiksendung "Formel 1". Diese Sendung war der Quantensprung für alle Musikliebhaber. Es gab jetzt Musikvideos. Und "wild boys" war ein wahres Kunstwerk. Sehr aufwendig und soweit ich mich erinnern kann, sehr teuer. 


Revolution der Musikvideos

Jetzt kam auch mehr musikalischer Einfluss meiner Freunde. Alle kauften sich Platten, alle tauschten diese untereinander. Das war Ehrensache. Und man ging mit diesem fremden Eigentum sorgsam um. Das war auch Ehrensache. Der Fernseher hatte das Radio längst abgelöst. Es gab mittlerweile "MTV" und "Tele5". Die musikalische Reise ging also weiter, die ersten Konzerte wurden besucht und dann kamen die ersten CDs auf den Markt und veränderten wieder viel. 

 

Ich mag die heutige Vielfalt von Musik. Ich habe auch Spotify schätzen gelernt. Was mir nicht gefällt ist der Konsum. Lieder werden nicht zu Ende gehört und mehr scheint häufig wichtiger zu sein als gut. Den allgemeinen Musikgeschmack teile ich wenig, aber ich weiß es gibt in vielen Nischen mit vielen neuen Talenten. Man muss sich nur interessieren und mit offenen Augen durch die Welt gehen. 

Und liebe Nachfolgegeneration. Vielleicht findet Ihr bei Euren Eltern noch mal Schallplatten. Riecht mal dran, packt die vorsichtig aus, schaut Euch das Cover an. Legt mal eine Platte auf. OK, die Musik ist vielleicht nicht Euer Ding, aber Musik hören ist viel mehr als Musik konsumieren.



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Kommentare: 4
  • #1

    Holger (Samstag, 04 Dezember 2021 01:25)

    Platten waren mein Leben. Hab viel Geld investiert, leider heute nix mehr wert.

  • #2

    Michael G. (Freitag, 24 Dezember 2021 10:56)

    Ich fand ja die analoge Musik viel schöner. Eine Platte in der Hand zu halten und bloß keine Fingerabdrücke zu hinterlassen hatte schon was rituelles. Außerdem hörte man viele Lieder von Anfang bis zu Ende. Das haben viele Lieder auch verdient. Heute kommen und gehen Stars und Lieder. Alles auswechselbar weil es alles schon mal gab.

  • #3

    Miriam H. (Montag, 17 Januar 2022 23:38)

    Oh Mann. Mal Sandocks Hitparade. Geilenkirchen und d ewig her

  • #4

    Hans W. (Dienstag, 12 April 2022 22:40)

    Tonband, Kassette, Platte, CD. Alles mitgemacht und unmengen an Geld ausgegeben. Aber kann man für Musik zu viel ausgeben? Ich denke nicht. Eines der schönsten Hobbies der Welt.