
Oh Mann, das erste Konzert. Was für eine schöne und prägende Erinnerung. 1985 war ich erst 15 Jahre und ein Konzert in der Größenordnung war damals ein echtes Erlebnis. Ich weiß, einige von euch waren schon bei Woodstock dabei- bin halt noch ein junger Spund :)
Das Konzert war in der heute nicht mehr existierenden Philipshalle in Düsseldorf und damit fingen die ersten Hürden (ganz ohne Helikoptereltern) an...
Von Anfang an. 1985 lief es bei einem 15 jährigen so. Du hast in der Bravo/ Pop Rocky oder an einer Litfasssäule gelesen, dass Deine Lieblingsband in der Nähe ein Auftritt haben.
Problem 1: Habe ich noch 20-25 Mark um die Eintrittskarte zu kaufen?
Problem 2: Wer von meinen Freunden findet Deine Band auch so gut, dass er mitkommt?
Problem 3: Wie kommt man in eine 50Km entfernte Konzerthalle und vor allem wie zurück?
Problem 4: Der Eintritt war nur in Begleitung eines "Erwachsenen" möglich und erlaubt.
Problem 5: Das Konzert ist mitten in der Schulwoche- das erlauben die Eltern NIE.
Problem 6: Hab ich eigentlich was angemessenes zum Anziehen, als was richtig Cooles?
Das bedarf eine strategische Vorgehensweise. Zuerst brauchte ich einen Verbündeten der eventuell mitgehen könnte. Der war mit meinem damals besten Kumpel Frank zügig gefunden.
Schnell waren wir einig, dass wir nur wenige Möglichkeiten hatten nach Düsseldorf zu kommen. Öffentliche Verkehrsmittel, ein Elternteil oder einer unser älteren Brüder mit Führerschein. Nummer drei war das kleinste Übel. Franks Bruder Michael war auch cool genug um uns mitzunehmen. Dennoch brauchte es auch hier Überzeugungskunst und für beide einen Extra "Heiermann" (5 Mark) für Spritgeld.
Das mit dem Geld war auch nicht so einfach. 25 Mark war echt viel (heute lachen sich die Kids darüber eher kaputt). Ein Rammsteinkonzert kostet wohl eher mehr als das zehnfache (ja sind halt andere Zeiten). Hier lautete die Strategie: Oma Gertrud. Die konnte mir eh nix ausschlagen ;) Das reichte dann sogar auch noch für´s Spritgeld.
Mit Michael an unserer Seite war auch das Problem 4 gelöst. Jetzt kam das größte Hindernis: Eltern überzeugen. Da wir ja einigermaßen gut vorbereitet waren und dann beide parallel flunkerten: "mein Kumpel darf aber auch gehen" klappte es in diesem Fall eigentlich ganz gut. Vielleicht erinnerten sich unsere Eltern dann doch mal an Ihre Jugend. Vielleicht waren sie auch nur mal froh einen Abend alleine zu sein. Uns war´s egal.
Ach so die coolen Klamotten zum anziehen fanden sich auch noch und meine nigelnagelneuen superspitzen Schuhe konnten dann auch eingetragen werden. Wie sich später rausstellte ein schmerzlicher Trugschluss.
Am Konzertabend war schon die Fahrt nach Düsseldorf aufregend. Ohne Eltern im Auto war es doch entspannter. Die Kassette spielte natürlich Tears for Fears und die blechernen Boxen gaben alles. Der quietschgelbe Kadett von Michael sprühte nicht gerade von Zuverlässigkeit und Durchzugsstärke aber nach knapp einer Stunde kamen wir glücklich an. Alkohol war mit 15 noch nicht so angesagt und Micha musste ja fahren. Auch ohne Sprit waren wir gut gelaunt und voller Erwartung. Die Halle an sich war grau und ohne Atmosphäre. 60er Jahre Bau. Quadratisch, praktisch, gut. Drinnen sah das ganz anders aus. Die Instrumente aufgebaut, etwas Nebel und leicht buntes Licht. Der Rest war noch in Neon beleuchtet. Das Publikum war gemischt. Mal älter in Jeansjacke, mal jünger in schwarz gehüllt. Gefühlt waren wir die Jüngsten und somit am nächsten Tag in der Schule auch die Coolsten.


Als sich der Nebel verdichtete, das Licht aus ging und die Band die Bühne betrat, gab es nur eins: Gänsehaut pur und Vorfreude auf die einzelnen Lieder. Dann die ersten Töne. Geschreie in allen Reihen. Anders als heute hatte keiner ein Handy das er dir vor´s Gesicht hält. Bei langsamen Songs kamen dann die Feuerzeuge zum Einsatz. Nochmal Gänsehaut. Nach knapp 2 Stunden war das Konzert zu Ende. Wir drei waren begeistert und ich war froh, dass mein erstes Konzert nicht Roland Kaiser war. Tears for Fears gibt es übrigens heute immer noch und die machen immer noch sehr ansprechende Musik. Das Gefühl aus deiner Jugend wird allerdings nie wieder so sein.
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Dirk B. (Donnerstag, 07 April 2022)
Zum Thema Filmaufnahmen bei Konzerte. Das kotzt mich voll an. Sollen doch alle lieber zuschauen und zuhören. Voll respektlos den Künstlern gegenüber.
Nik (Sonntag, 10 April 2022 22:46)
Mein erstes Konzert war 87 DM. Noch mit Vorbanx Front 242. Unvergessen
Walter G. (Mittwoch, 27 April 2022 08:35)
Das erste Konzert war AC/DC so um 1980. Mein Bruder hat mich mitgenommen. Ich war damals 16. Hat mich echt umgehauen und die Stimmung war 1A. Diese Zeiten sind leider vorbei.
Hähnchen (Montag, 30 Mai 2022 22:43)
Mein erstes Konzert war 1986 von EAV in Uslar und gleich ein Monat später Die Ärzte in Kassel. Alles mit 14 Jahren. Kam problemlos ins Konzert, da man als Grufti rumgelaufen ist und eigentlich ein wenig älter aussah ;-)
Kathy Bordeaux (Donnerstag, 21 Juli 2022 09:19)
Oh ja, die Konzerte damals waren klasse. Mein erstes Konzert war tatsächlich Nena. Lacht ruhig alle, für mich war sie damals eine Heldin und das Konzert war geil.